Umgang mit schwierigen Klienten und Situationen: Praktische Tipps für den Berufsalltag

3. August 2025

schwierige Klienten

Du kennst das: Der Raum ist ruhig, dein Klient schaut dich an – und plötzlich ist da Widerstand. Ein stichelnder Kommentar, ein genervtes Seufzen, ein Gespräch, das in eine Sackgasse läuft. Willkommen im echten Leben als Coach.

Herausfordernde Klienten? Schwierige Klienten? Kein Zeichen von Scheitern. Sondern Alltag. Und oft ein Tor zu tieferer Arbeit – wenn du weißt, wie du damit umgehst.

In diesem Artikel bekommst du:

  • Klarheit, was „schwierig“ überhaupt bedeutet
  • Tools für heikle Situationen
  • Haltung, um auch im Sturm klar zu bleiben

Also: Lass uns die Bühne betreten, auf der Coaching wirklich beginnt – wenn es ungemütlich wird.

Schwierige Klienten erkennen – und richtig einordnen

Was bedeutet „schwierig“ – und für wen?

„Schwierig“ ist kein objektives Label. Es ist ein inneres Signal. Für Überforderung. Für Reibung. Und für Unklarheit.

Die Frage ist nicht: Ist dieser Mensch schwierig?
Sondern: Was macht diesen Moment herausfordernd – für mich?

Typische Verhaltensmuster

  • Verweigerung: Der Klient blockt ab, sagt ständig „weiß ich nicht“.
  • Aggression: Passiv oder aktiv. Ironie, Kritik, Wut.
  • Projektion: Du wirst zur Projektionsfläche für ungeklärte Themen.
  • Abhängigkeit: Der Klient will, dass du die Verantwortung übernimmst.

Persönlichkeitsstile vs. situative Dynamiken

Manche Menschen haben schwierige Anteile. Andere verhalten sich in bestimmten Situationen schwierig. Das zu unterscheiden macht den Unterschied.

Erste Regel: Verhalten ≠ Person

Du bist nicht der Blitzableiter. Und dein Klient ist nicht „schwierig“. Es ist sein Verhalten – in einem bestimmten Moment. Und damit kannst du arbeiten.

Ursachen verstehen – Was hinter dem Verhalten steckt (schwierige Klienten)

schwierige Klienten

Widerstand ist ein Signal

Widerstände sind keine Störungen. Sie sind Hinweise. Beispielsweise auf Angst. Auf Kontrollverlust. Und auf Scham. Wer blockt, schützt sich – oft unbewusst.

Übertragung & Gegenübertragung

Manchmal wirst du zur Mutter. Oder zum Lehrer. Oder zum Angreifer. Und merkst es gar nicht. Übertragungen wirken im Coaching subtil – aber stark.

Gegenübertragungen übrigens auch. Wenn du genervt bist oder überengagiert – check mal, was da bei dir los ist.

Trigger erkennen – bei dir und beim Klienten

Was bringt dich auf die Palme? Und was deinen Klienten? Zu wissen, welche Knöpfe gedrückt werden, bringt sofort mehr Klarheit.

Empathie ≠ Nachgeben

Verstehen heißt nicht: recht geben. Du darfst freundlich und gleichzeitig klar sein. Das eine schließt das andere nicht aus.

Souverän bleiben – Haltung & Kommunikation als Schlüssel

Deine Haltung ist dein Anker

Wenn’s knallt, zählt vor allem eins: Deine innere Präsenz. Atmen. Erdung. Klarer Blick. Wer bei sich bleibt, bleibt souverän.

Grenzen setzen – aber menschlich

Nicht mit der Holzhammer-Methode. Aber klar und verbindlich. Beispiel:
„Ich merke, das geht gerade in eine Richtung, die uns beiden nicht gut tut. Lass uns stoppen und schauen, was hier passiert.“

Aktives Zuhören & gewaltfreie Kommunikation

Du hörst nicht nur, was gesagt wird – sondern auch, wie. Zwischen den Zeilen liegt oft der wahre Konflikt.

Deeskalation: Wenn’s brenzlig wird

  • Stimme senken
  • Tempo rausnehmen
  • Pausen zulassen
  • Klare Ich-Botschaften verwenden

Beispiel:
„Ich nehme wahr, dass hier Spannung entsteht. Wollen wir kurz anhalten und gemeinsam draufschauen?“

7 Strategien für schwierige Situationen

  1. Stoppen. Atmen. Sortieren.
    Du musst nicht sofort reagieren. Die Pause ist oft die beste Intervention.
  2. Setting prüfen.
    Ist das Umfeld hilfreich? Ist der Raum sicher? Passt die Sitzordnung?
  3. Ziele klären.
    Ist der Auftrag noch stimmig? Weiß dein Klient überhaupt, was er will?
  4. Meta-Ebene öffnen.
    Frag: „Was passiert hier gerade zwischen uns?“ – und sei bereit, zuzuhören.
  5. Kollegiale Hilfe holen.
    Supervision oder Intervision – gerade in komplexen Fällen Gold wert.
  6. Grenzen ziehen.
    Wenn ein Verhalten destruktiv ist: benennen. Und Konsequenzen aufzeigen.
  7. Dokumentieren.
    Für dich. Für den Prozess. Für den Fall der Fälle.

Fallbeispiel: Ein schwieriges Gespräch

Ausgangslage

Ein Klient zeigt sich zunehmend aggressiv. Ironisch. Persönlich. Die Stimmung kippt.

Reflexion

Der Coach spürt Druck, will „durchkommen“. Gleichzeitig Ärger – und Unsicherheit. Ein altes Muster wird aktiviert: Ich muss stark sein.

Intervention

Der Coach stoppt. Atmet. Und sagt:
„Ich merke, ich komme gerade selbst unter Druck. Wollen wir gemeinsam schauen, was hier gerade passiert?“

Ergebnis

Die Eskalation wird vermieden. Der Klient öffnet sich. Es entsteht Raum für echte Tiefe.

Eigene Grenzen kennen – Selbstschutz & Psychohygiene

Emotionale Selbstfürsorge ist Pflicht

Du arbeitest mit Menschen. Und mit ihren Themen. Das geht nicht spurlos an dir vorbei – soll es auch nicht. Aber du brauchst Tools.

Warnsignale für Überforderung

  • Erschöpfung nach jedem Termin
  • Ärger, der bleibt
  • Gedanken, die kreisen
  • Wunsch, den Klienten loszuwerden

Entlastungstechniken

  • Regelmäßige Supervision
  • Kollegiale Reflexion
  • Journaling
  • Bewegung & Pausen

Dein persönlicher Krisenplan

Was machst du, wenn du an deine Grenze kommst?

  • Wer ist dein Notfallkontakt?
  • Wann setzt du eine Grenze?
  • Was brauchst du, um wieder in Balance zu kommen?

Vergleichstabelle: Route & Fahrplan für den Umgang mit schwierigen Klienten

StationZielMethode & Tools
WahrnehmungSchwierige Dynamiken erkennenSelbstbeobachtung, Journaling, Fremdwahrnehmung
EinordnungUrsachen & Muster verstehenAnalyse von Verhalten, Supervision, Reflexion
InterventionDeeskalieren & weiterarbeitenGesprächsführung, Meta-Kommunikation, Haltung
AbgrenzungSelbstschutz & ProzessklärungSetting anpassen, Grenzen benennen, dokumentieren
NachsorgeVerarbeitung & Lernen sichernAustausch, Supervision, persönliche Auswertung

Fazit – Souveränität entsteht durch Klarheit & Übung

Du musst nicht alles im Griff haben. Aber du solltest wissen, wo dein Einfluss liegt – und wo nicht.

Schwierige Klienten sind keine Störung deines Workflows. Sie sind oft der Spiegel, den du brauchst, um als Coach zu wachsen.

Also: Sei ehrlich mit dir. Sei klar mit anderen. Und vergiss nie – du darfst auch mal nicht weiterwissen.

FAQ – Häufige Fragen zum Umgang mit schwierigen Klient:innen

Wie grenze ich mich ab, ohne die Beziehung zu gefährden?

Sprich klar, bleib ruhig, sei transparent. Grenzen sind Beziehung – nicht deren Ende.

Was tun, wenn ich mich persönlich angegriffen fühle?

Pause. Atmen. Reflektieren. Dann sachlich ansprechen – ohne Drama.

Wann ist es sinnvoll, das Coaching zu beenden?

Wenn Respekt fehlt. Wenn Prozesse feststecken. Und wenn du dich selbst verlierst. Immer nach einem Gespräch – und dokumentiert.

Welche Tools helfen in emotional aufgeladenen Settings?

Atemtechniken. Meta-Kommunikation. Stimme senken. Und im Zweifel: eine Pause mehr als zu wenig.

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