Stell dir vor, du sitzt in einem Coaching-Gespräch, öffnest dich und erzählst Dinge, die sonst niemand weiß. Was brauchst du in diesem Moment am meisten? Vertrauen. Und genau hier kommt Ethik ins Spiel. Ohne klare Grundsätze und Verhaltenskodizes wäre Coaching wie eine Reise ohne Kompass. Riskant und voller Unsicherheiten.
Ethik ist im Coaching nicht nur ein schöner Rahmen, sondern das Fundament, auf dem alles steht. Sie sorgt für Glaubwürdigkeit. Aber auch Verlässlichkeit und für eine Atmosphäre, in der echte Veränderung möglich wird.
In diesem Artikel schauen wir uns an, was Ethik im Coaching bedeutet, welche Prinzipien gelten, welche Kodizes große Verbände entwickelt haben – und warum das für dich als Coach (oder Klient) unverzichtbar ist.
Was bedeutet Ethik im Coaching?
Ethik im Coaching beschreibt die Werte und Normen, an die sich Coaches halten, um professionell, respektvoll und transparent zu arbeiten. Sie ist mehr als ein theoretisches Konstrukt. Sie ist gelebte Verantwortung.
Aber Achtung: Ethik ist nicht mit Recht gleichzusetzen. Rechtliche Vorgaben wie Schweigepflicht oder Vertragsrecht setzen einen Rahmen. Ethik geht weiter. Sie beantwortet Fragen wie: „Handle ich im besten Interesse des Klienten?“ oder „Gehe ich über meine Kompetenz hinaus?“
Kurz gesagt: Ethik ist das Herzstück professionellen Coachings. Ohne sie verliert Coaching seine Wirkung.
Zentrale ethische Grundsätze im Coaching
Welche Werte prägen professionelles Coaching? Hier ein Überblick:
- Vertraulichkeit & Verschwiegenheit – Was im Coaching besprochen wird, bleibt im Coaching.
- Freiwilligkeit & Autonomie – Der Klient entscheidet selbst, kein Druck, keine Manipulation.
- Integrität & Transparenz – Offene Kommunikation, klare Absprachen, keine versteckten Agenden.
- Kompetenz & Verantwortung – Nur Themen begleiten, für die man qualifiziert ist. Alles andere weiterverweisen.
- Neutralität & Respekt – Keine Bewertungen, keine Beeinflussung, sondern echtes Zuhören.
Verhaltenskodizes großer Coaching-Verbände
Um Qualität und Seriosität im Markt zu sichern, haben Coaching-Verbände verbindliche Kodizes entwickelt. Drei der wichtigsten:
Verband | Schwerpunkte | Besonderheit |
---|---|---|
ICF (International Coaching Federation) | Kernkompetenzen, Ethikleitlinien | International anerkannt, klarer Ethikkodex |
DBVC (Deutscher Bundesverband Coaching) | Verantwortung, Haltung, Abgrenzung | Starker Fokus auf deutsche Coaching-Landschaft |
EMCC (European Mentoring & Coaching Council) | Ethik-Kodex, Qualitätsstandards | Europäisch ausgerichtet, Qualitätsaudits |
Obwohl die Formulierungen variieren, geht es allen um dasselbe: Verantwortung, Transparenz und Schutz des Klienten.
Praxisbeispiele – Ethik im Alltag des Coachings
Ethik klingt manchmal abstrakt. Aber wie zeigt sie sich konkret?
- Abhängigkeiten vermeiden: Ein Klient ruft dich jede Woche außerhalb der Sitzungen an. Du merkst: Hier entsteht ein ungesundes Muster. Deine Aufgabe: klare Grenzen setzen.
- Interessenskonflikte: Stell dir vor, du coachst einen Mitarbeiter – und gleichzeitig sein Unternehmen. Hier braucht es Transparenz und saubere Absprachen.
- Anfragen außerhalb der Expertise: Jemand möchte, dass du ihn zu psychischen Erkrankungen begleitest. Ethisch korrekt wäre: Weiterverweisen.
- Sehr persönliche Informationen: Klienten erzählen intime Dinge. Du bewahrst Verschwiegenheit – auch dann, wenn Außenstehende nachfragen.
Warum Verhaltenskodizes mehr als „Regeln“ sind
Kodizes sind keine starren Gesetze. Sie sind ein Navigationssystem. Sie geben Orientierung, wenn Situationen unklar oder emotional aufgeladen sind.
- Sie schaffen Sicherheit für Klienten.
- Sie professionalisieren den Coaching-Markt.
- Sie helfen Coaches, in komplexen Situationen handlungsfähig zu bleiben.
- Und: Sie grenzen seriöses Coaching klar von unseriösen Angeboten ab.
Ethik als Basis für wirksames Coaching
Ethische Grundsätze sind kein „nice to have“, sondern die Voraussetzung, damit Coaching wirklich wirkt. Sie sichern Vertrauen, fördern nachhaltige Veränderung und schützen sowohl Klienten als auch Coaches.
Denk daran: Ethik ist kein abgeschlossener Prozess. Sie ist eine Haltung, die du immer wieder überprüfst und weiterentwickelst.