Warum ein Coaching-Tagebuch mehr ist als „nur Mitschreiben“
Du hast es sicher schon erlebt: Eine Coaching-Sitzung bringt Klarheit, Energie und neue Perspektiven. Und ein paar Tage später? Vieles davon ist schon wieder verblasst. Genau hier kommt das Coaching-Tagebuch ins Spiel – nicht als lästige Pflicht, sondern als echtes Wachstums-Tool.
Ein gutes Tagebuch wirkt wie ein Spiegel. Es zeigt dir, was sich bewegt, was stagniert, wo du hinwillst – und wo du noch zögerst. Es begleitet dich zwischen den Sitzungen, sortiert Gedanken und bringt Emotionen in Sprache.
Was dich in diesem Artikel erwartet
- Eine klare Definition: Was ist ein Coaching-Tagebuch überhaupt?
- Konkrete Einsatzmöglichkeiten – für dich oder deine Klienten
- Inspirierende Fragen und Inhalte für den Alltag
- Tipps für die Gestaltung, damit Schreiben leichtfällt
- Ein Praxisbeispiel – direkt aus dem Coaching-Leben
- Call-to-Actions & Downloads zum direkten Umsetzen
Was ist ein Coaching-Tagebuch – und warum ist es so wirksam?
Definition & Nutzen für Coach und Coachee
Ein Coaching-Tagebuch ist mehr als ein Notizheft. Es ist ein Begleiter – persönlich, ehrlich, manchmal unbequem, aber immer hilfreich. Es dokumentiert Fortschritte, Denkprozesse, Gefühle. Und: Es schafft Verbindung – zu dir selbst und zum Coaching-Prozess.
Anders als das klassische Tagebuch
Während private Tagebücher oft spontan und emotional geschrieben werden, hat ein Coaching-Tagebuch eine klare Ausrichtung: Reflexion. Es dient der Zielverfolgung, Selbstbeobachtung und Integration von Erkenntnissen.
Journaling & Neuroplastizität
Studien zeigen: Wer regelmäßig reflektiert, aktiviert neuronale Netzwerke, die für Selbststeuerung, emotionale Regulation und Problemlösung zuständig sind. Journaling wirkt also nicht nur psychologisch – sondern neurologisch.
Aus der Praxis
Viele Coaches berichten: Sobald Klienten zwischen den Sitzungen schreiben, beschleunigt sich der Prozess. Einsichten vertiefen sich. Verantwortung steigt. Veränderung wird greifbar.
Wann und wie ein Coaching-Tagebuch sinnvoll eingesetzt wird
Die richtigen Phasen
- Am Anfang: Zielklärung, Standortanalyse, Erwartungshaltung
- Zwischendrin: Transfer, Blockaden, Aha-Momente
- Zum Ende: Bilanz, Ausblick, Nachhaltigkeit
Zwischen den Sitzungen – das fehlende Bindeglied
Ein Coaching-Tagebuch wirkt wie ein roter Faden. Es füllt die Lücke zwischen den Gesprächen und verhindert, dass wertvolle Erkenntnisse verloren gehen.
Kontinuität oder punktuell?
Beides hat seinen Platz. Manchmal reicht ein gezielter Impuls nach einer Schlüsselsitzung. In anderen Fällen entsteht über Wochen ein echtes Selbstcoaching-Instrument.
Eigenständig oder gemeinsam?
Du kannst das Tagebuch rein zur Selbstreflexion nutzen – oder es bewusst in den Coaching-Prozess einbinden. Wichtig: Es bleibt das Eigentum des Coachees. Du begleitest, aber du kontrollierst nicht.
Inhalte & Fragen für ein wirksames Coaching-Tagebuch
Was gehört rein?
- Gedanken & Gefühle
- Beobachtungen aus dem Alltag
- Erkenntnisse aus Sitzungen
- Kleine und große Erfolge
- Stolpersteine & offene Fragen
- Visualisierungen, Skizzen, Mindmaps
Leitfragen für verschiedene Situationen
Phase | Leitfragen |
---|---|
Einstieg | Wo stehe ich gerade? Was beschäftigt mich heute? |
Zwischendurch | Was habe ich ausprobiert? Was lief gut – was nicht? |
Rückblick | Was hat sich verändert? Welche Erkenntnisse nehme ich mit? |
Kombiniere dabei Kopf und Bauch: Kognitive Reflexion (Was denke ich?) trifft emotionale Reflexion (Was fühle ich?).
Nützliche Tools
- Skalierungen („Wie sicher war ich heute auf einer Skala von 1–10?“)
- Ziel-Tracker
- Ressourcenlisten („Was hilft mir in schweren Momenten?“)
Praxis-Tipps zur Gestaltung und Umsetzung
Analog oder digital?
Beides hat seine Vorteile:
- Analog: haptisch, entschleunigend, offline-fokussiert
- Digital: flexibel, durchsuchbar, mobil verfügbar
Vorlagen & Formate
- Strukturiert: Vorgegebene Felder, klare Fragen, feste Rubriken
- Frei: Platz für Gedanken, Skizzen, intuitive Eingaben
Schreibblockade? Keine Panik.
Niemand schreibt poetisch oder perfekt. Es geht nicht ums „Gut-Schreiben“, sondern ums Schreiben. Tipp: Starte mit einem kurzen Satz. Oder mit einem Bild. Oder einer Skizze. Alles ist erlaubt.
Beispielstruktur
- Kurze Tagesreflexion (Was lief heute gut?)
- Erkenntnisse aus der letzten Sitzung
- Nächste Schritte bis zum nächsten Termin
Das Coaching-Tagebuch als Bindeglied im Prozess
Verbindung stärken
Ein Tagebuch schafft Verbindlichkeit – gegenüber dir selbst und deinem Veränderungswunsch. Und es vertieft die Beziehung zum Coach, wenn du es teilen möchtest.
Coach als Begleiter
Du begleitest – aber du liest nicht heimlich mit. Nur wenn dein Klient dir Einblick gibt, wird das Tagebuch zum gemeinsamen Werkzeug.
Professionelle Auswertung
Willst du mit deinen Klienten auf Einträge eingehen? Dann achte auf:
- Einladende Haltung
- Keine Bewertung
- Fokus auf Entwicklung, nicht auf Fehler
Beispiel: Coaching-Tagebuch im Einsatz – Ein Mini-Case
Ausgangssituation:
Anna, 34, will selbstbewusster im Job auftreten. Sie fühlt sich oft übergangen, traut sich aber nicht, ihre Meinung zu sagen.
Tagebucheintrag (vor Sitzung):
„Ich hatte heute wieder eine Idee im Meeting – hab sie aber nicht gesagt. Danach war ich frustriert. Warum halte ich mich immer zurück?“
Nach Sitzung:
„Ich habe erkannt, dass ich oft denke: ‚Ich muss erst perfekt sein.‘ Das blockiert mich. Ab morgen will ich wenigstens einen Satz sagen – egal wie.“
Entwicklung sichtbar:
Vier Wochen später schreibt sie: „Ich habe heute meine Idee vorgestellt – und sie wurde ernst genommen! Ich war total aufgeregt, aber stolz.“
Fazit – Reflexion als Schlüssel zum nachhaltigen Coaching-Erfolg
Ein Coaching-Tagebuch ist kein Luxus – es ist ein Hebel. Ein Verstärker. Eine Art mentale Werkbank, auf der Gedanken Form annehmen.
Drei Takeaways zum Schluss:
- Reflexion verändert dich.
- Regelmäßigkeit schlägt Perfektion.
- Worte bringen Klarheit.
FAQ – Häufige Fragen zu Coaching-Tagebüchern
Wie viel Zeit sollte man täglich ins Coaching-Tagebuch investieren?
Schon 5 bis 10 Minuten reichen völlig. Es geht nicht um Länge – sondern um Regelmäßigkeit und Präsenz.
Soll ich als Coach Einblick ins Tagebuch bekommen?
Nur wenn dein Klient das will. Das Tagebuch ist kein Kontrollinstrument, sondern ein geschützter Raum.
Kann ein Tagebuch auch Widerstand erzeugen?
Ja – vor allem bei Menschen mit Perfektionismus oder Schreibangst. Tipp: Einladen statt verpflichten. Leichtigkeit statt Druck.